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„Wem es nur ums Geld geht, ist fehl am Platz!“
Imogen Nabel, die „Anrheiner“ und das Drehbuchschreiben

Lydia Keck

Nabel

Wer für das Fernsehen schreiben will, der kommt an einer Person nicht vobei: Der Produzentin oder dem Produzenten – auf neudeutsch auch „Producer“ genannt. Eine davon ist Imogen Nabel – Producerin der WDR-Fernsehserie „Die Anrheiner“, einer in Köln spielenden Serie, die gemeinsam vom WDR und Zieglerfilm Köln GmbH entsteht. Woche für Woche zieht sie jeden Sonntagnachmittag immer mehr Fans in ihren Bann. Aber wie entsteht so eine „Weekly-Soap“ eigentlich? Und was genau müssen die Drehbuchautoren leisten? Unsere Autorin Lydia Keck traf Imogen Nabel zum Interview.

TextArt: Frau Nabel, Sie sind seit 1999 Producerin der Serie „die Anrheiner“. Sie haben 1986 bis 1992 u.a. die Kindersendungen „Löwenzahn“ und „Mittendrin“ fürs ZDF produziert, waren von 1992 bis 1994 Redakteurin in der Abteilung Fernsehspiel des NDR und waren anschließend, bis Sie nach Köln kamen, als Producerin bei der Neuen Deutschen Filmgesellschaft neben anderem für die ZDF-Serie „Alle meine Töchter“ und die SAT.1-Serie „Katrin ist die Beste“ verantwortlich. Was ist denn eigentlich Ihre Aufgabe als Producerin?

Imogen Nabel: Als Producerin bin ich für die Gesamtproduktion einzelner Projekte (von den „Anrheinern“ bis zum Kinofilm) sowohl inhaltlich als auch wirtschaftlich verantwortlich, das heißt, ich habe dafür zu sorgen, dass der Auftraggeber das Produkt bekommt, das er haben möchte, und dass dies für die Firma im vorgegebenen wirtschaftlichen Rahmen läuft. Außerdem entwickle ich Projekte, ebenfalls von der Serie bis zum Kinofilm, die den Sendern je nach Markt angeboten werden bzw. auf Anfragen der Sender erarbeitet werden, was allerdings seltener der Fall ist. Die Aquise läuft überwiegend über unsere Geschäftsführerin, Elke Ried, oder über meinen Kollegen Thorsten Flassnöcker und mich.

TextArt: Sie entwickeln also auch weitere Serien?

Imogen Nabel: Ja, aber das Seriengeschäft ist sehr schwierig. Eine Serie zu starten ist für einen Sender immer mit hohem Risiko verbunden, da die Anfangsinvestitionen, sei es in Bücher, Ideen oder auch Bühnenbilder, sehr hoch sind. Es wird ja nicht nur eine Folge produziert, sondern meistens gleich sechs bis dreizehn Folgen, die fertig sind, wenn die erste Folge auf Sendung geht. Ist es ein Flop, dann ist viel Geld „in den Sand gesetzt“ worden, mehr als bei einem einzelnen Fernsehspiel. Und es kann sein, dass der Sender einen Sendeplatz „verliert“, dass die Zuschauer enttäuscht zu einem anderen Programm wechseln und auch nicht sofort zurückkommen, wenn es etwas Neues auf dem Sendeplatz gibt. Es gibt die Praxis der „Screenings“, in denen Testpublikum Folgen vor Ausstrahlung vorgeführt werden, aber auch da ist ja dann schon produziert worden. Bei verschiedenen Sendern wurden und werden teilweise noch Piloten à 90 Minuten produziert, die bei Erfolg zur Serie ausgebaut werden. Die Tendenz geht aber momentan eher dahin, erfolgreiche Formate fortzusetzen.

TextArt: Wie sieht denn Ihre Tagesarbeit aus?

Imogen Nabel: Vielfältig. Die Arbeit beinhaltet die Entwicklung von Drehbüchern, die Auswahl von Autoren, Regisseuren, Stabmitgliedern (je nach Projekt), die Besetzung der Rollen, Kalkulationsgespräche, Kostenstandüberwachung, Kostüm-, Requisten-und Ausstattungsbesprechungen, Drehplanbesprechungen, Gespräche mit Schauspielern über die Rolle, die Betreuung der Produktion auch während der Postproduktion und, und, und …

„Ich fürchte das Schreiben, und ich liebe es“

TextArt: Schreiben Sie auch selber?

Imogen Nabel: Ja, selten komplette Drehbücher, aber ich überarbeite überwiegend. Allerdings habe ich auch schon viele Drehbücher für verschiedene Produktionen und Formate geschrieben, teilweise als „Ghostwriter“, z.B. wenn ich für eine Produktion geschrieben habe, für die ich auch als Producerin tätig war. Schreiben gehörte seit ich 1981 beim SWR als Redaktionsassistentin angefangen habe, zu meiner Arbeit, obwohl ich nie als Autor engagiert war. Immer wieder waren Drehbücher anzupassen, umzuschreiben, neu zu schreiben und immer gab es Gründe, warum ich das tun sollte. Dabei war das Schreiben nie eine Leidenschaft von mir, ich gehöre zu den Autoren, die wie das Kaninchen vor der Schlange vor dem ersten weißen Blatt sitzen. Daran hat auch der Computer nichts geändert. Ich fürchte es und ich liebe es gleichermaßen, mich bei fiktiven Stoffen tagelang mit den Figuren aus dem Drehbuch zu umgeben, ich kann sie nicht aus meinen Gedanken drängen, bis das Buch fertig ist, sie sitzen sozusagen überall um mich herum, und ihr Schicksal beschäftigt mich ständig. Menschen, die so etwas mit mir leben, müssen darauf gefasst sein, dass ich aus heiterem Himmel irgendwelche Begebenheiten oder Gefühlslagen von irgendwelchen Figuren erzähle, bis mir klar wird, dass mein reales Gegenüber gerade mal nur Bahnhof versteht .

TextArt: Durch Ihre Hände sind sehr viele Drehbücher gegangen. …

Imogen Nabel: Ja, und ich habe spätestens seit meiner Zeit als Redakteurin beim NDR sehr großen Respekt und große Bewunderung für jeden, der sich hinsetzt, und ein Drehbuch schreibt – oder auch nur eine Idee ausführlich formuliert. Durch das Lektorat des NDR- Fernsehspiels gingen jährlich rund 1000 unverlangt eingesandte Drehbücher. Das sind drei pro Tag. Wozu dann noch die Angebote von Produzenten oder angefragte Stoffe kamen. Von diesen 1000 Büchern, Ideen, Exposés waren maximal drei tatsächlich verwertbar oder qualitativ ausreichend. Aber allein die Tatsache, dass ein Autor sich hinsetzt und tagelange, wochenlange Einsamkeit auf sich nimmt, letztlich doch viel von seinem Inneren preisgibt und dann das Werk völlig unbekannten Menschen zur Bewertung gibt, finde ich respektierenswert.

TextArt: Nun besagt eine Faustregel, dass die ersten zehn Seiten sehr entscheidend seien im Drehbuch. Eine Seite entspricht einer Minute Drehzeit. Auf den ersten 30 Seiten werde die Geschichte etabliert. Und in den ersten zehn Minuten in einem Film entscheide sich, ob das Drehbuch wirklich gut ist. In dieser Zeit sollte der Leser gefesselt sein. Dann müssten auch die Charaktere der Figuren klar herausgearbeitet sein …

„Bewerber schreiben unentgeltlich ein Probebuch – in einer Woche“

Imogen Nabel: Bei den Öffentlich-rechtlichen Sendern werden alle Drehbücher vom Lektorat sehr gründlich von der ersten bis zur letzten Seite durchgearbeitet. Ich arbeitete damals mit mindestens sechs Lektoren zusammen und es gab kaum etwas, was ich nicht selbst gelesen habe. Ich finde, das ist man den Autoren auch schuldig. Denn da steckt eine Menge Arbeit drin. Im übrigen finde ich die schematische Herangehensweise sowieso nicht immer die allein seligmachende ...

 

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TextArt: Nun suchen Sie als Producerin der „Anrheiner“ die Drehbuchautoren aus. Nach welchen Kriterien gehen Sie vor? Bekommen Sie Empfehlungen?

Imogen Nabel: Natürlich bekommt man Empfehlungen. Doch die meisten Autoren bei den Anrheinern bewerben sich und schreiben dann unentgeltlich Probebücher. Sie bekommen eine Storyline mit Biografien und Figurenbeschreibungen und die Maßgabe, dass das Buch eigentlich innerhalb einer Woche geschrieben sein muss – was natürlich zunächst nicht klappen kann, aber für die Selbsteinschätzung der Autoren wichtig ist. Die Bücher werden bewertet. Gefällt uns ein Autor, bekommt er selten sofort etwas zu tun, denn wir haben ja unsere Stammautoren. Aber da gibt es immer wieder Wechsel und Möglichkeiten, in dieses Team „reinzurutschen“.

TextArt: Wonach gehen Sie persönlich vor? Was macht einen guten Autor, ein Drehbuch aus?

Imogen Nabel: Ich gehe persönlich vor allem mit meinem ganz subjektiven Empfinden vor. Und ich bin der festen Überzeugung, dass man das Drehbuchschreiben nur lernen kann, wenn man grundsätzlich begabt dazu ist, womit ich vermutlich jetzt viele enttäuschen muss, die glauben, dass die Technik das wichtigste ist. Nach meiner Erfahrung sind es mindestens 70 Prozent Begabung und maximal 30 Prozent erlernbare Technik.

TextArt: Was muss denn ein „Anrheiner“-Autor beherrschen?

„Dramatik entsteht aus den kleinen Problemen des Alltags“

Imogen Nabel: Er muss vor allem mit der rheinischen Mentalität etwas anfangen können und in der Lage sein, Freud und Leid des Lebens in den kleinen, alltäglichen Dingen zu entdecken und in Drehbücher mit hoher Emotionalität umzusetzen. Dramatik entsteht bei den „Anrheinern“, wenn es irgend geht, aus den kleinen Problemen des Alltags. Und jedes Problem sollte auf rheinische Art und im Miteinander eines „Veedels“ gelöst oder eben nicht gelöst werden. Als gebürtige Schwarzwälderin, die die vergangenen 20 Jahre in Berlin, München und Norddeutschland verbracht hat, war das auch für mich eine Herausforderung. Zum Glück habe ich rheinische Vorfahren und wurde in Köln sehr schnell heimisch – nicht zuletzt wegen des Karnevals, der ja mit dem alemannischen Winteraustreiben nicht das geringste zu tun hat, aber sehr viel mit der Mentalität der Menschen. Zurück zu den „Anrheinern“: unsere Serie erzählt eigentlich „langsam“. Es kann Szenen von bis zu 5 Minuten Länge geben, was bei vergleichbaren Serien eigentlich nicht vorkommt. Es kann auch mal geschwiegen werden. Das Tempo wird von der Handlung und der Geschichte bestimmt und wenn zwei Menschen sich Wichtiges zu sagen haben, dann kann das eben auch mal länger dauern. Außerdem ist mir wichtig, dass die Figuren nicht eindeutig oder eindimensional sind. Jeder „Gute“ hat auch seine Schwächen und Fehler und jeder „Böse“ hat auch wieder gute Seiten.

TextArt: Nun wird allgemein empfohlen, dass ein Autor dem Regisseur nicht zu viele Regieanweisungen vorgeben soll, dass dieser auch seine Vorstellungen einbringen kann…

Imogen Nabel: Das gilt bei uns nicht. Eher im Gegenteil: Alles, was wichtig ist, um das Handeln einer Figur nachvollziehbar zu machen, soll und darf ein Autor bei uns schreiben. Das ist letztlich auch für die Regisseure wichtig, die für 6 oder 7 Folgen im Jahr kommen und dann natürlich nicht jede Folge gesehen haben, die Figurenentwicklungen nicht kennen können. Die Regieanweisungen sind ein wichtiger Bestandteil des Drehbuchs, die Pausen, die Haltung, Blicke. Das hilft im Übrigen auch dem Autor, der für sich auch mit verschiedenen Situationen spielen kann, bevor er seine Version einer Szene aufschreibt: Was macht die Figur und wie ändert sich dadurch die Handlung? Wenn Uschi mit der Zapfanlage kämpft wird sie sich anders mit Adamski unterhalten als wenn sie gerade nichts zu tun hat. Die einzigen Regieanweisungen, die nicht kommen sollten, sind eindeutige Beschreibungen der Auflösung, wie z.B. „Kamera zoomt zurück“ ... das ist nun wirklich der Job des Regisseurs.

TextArt: Von der Planung der Geschichten bis zum endgültigen Drehtermin ist es ein langer Weg. Können Sie uns einmal den Ablauf schildern? Was sind die ersten Schritte und wie werden die Autoren mit eingebunden?

Imogen Nabel: Wir planen die Geschichten schon sehr weit im Vorlauf. Das sogenannte „Storylining“ findet nach Möglichkeit mindestens neun Monate vor dem Dreh der ersten Folge aus diesem Storylining statt. Vor diesem Storylining, setze ich mich mit der Redakteurin zusammen, und wir besprechen die großen Figurenbögen, die auch weit über die eigentlich zu planenden Folgen hinausgehen können. Hier wird auch entschieden, welche Figuren ob und wie zum Einsatz kommen, im Groben jedenfalls. Dann gibt es einen Termin, der üblicherweise eine Woche dauert, zu dem die Gruppe der „Storyliner“ zusammenkommt und die Geschichten in feineren Bögen ausdenkt. Die Zusammensetzung dieser Gruppe war in den vergangenen Jahren sehr unterschiedlich. Die Storyline umfasste in etwa halbseitigen Beschreibungen pro Strang die einzelnen Stränge einer Folge. Wir haben eine 3-Strang-Dramaturgie (A-B-C), die einzelnen Stränge sind unterschiedlich gewichtet. Bisher schrieb ein Storyliner diese sogenannten Lines für 13 Folgen nach der einwöchigen Klausur. Die Gruppe in dieser Klausur besteht aus üblicherweise einem Liner (der auch Autor von Drehbüchern sein kann), einem aktuellen Drehbuchautor, meinem Assistenten und mir. Aktuell entwickelt diese Gruppe nun grobe Lines in Tabellenform, aus denen die Drehbuchautoren Bildertreatments entwickeln, das heißt die Autoren machen aus dem grob geplotteten Geschichten die feindramaturgische Auflösung. Sind diese Bildertreatments von der Redaktion abgenommen, wird das Buch geschrieben, die Bilder werden also mit Handlung und Dialog versehen. Die Drehbuchautoren haben bei uns eine große Freiheit, die Vorgaben der Storylinegruppe zu bearbeiten. Jeder Autor kann in seinen vier Büchern die Geschichten führen, wie er es am besten findet und zum Beispiel auch Handlungsvorgaben aus Folgen in andere übernehmen. Wichtig ist, dass sich die Handlungen nicht völlig verändern und die Vorgaben inhaltlich trotzdem erfüllt werden. Und es muss eine Absprache mit den anderen Autoren erfolgen, die untereinander oder über mich läuft. Die Drehbuchautoren müssen die Geschichten lebendig gestalten, die Figuren zum Leben erwecken und sie nachvollziehbar machen. Das heißt Handlungen und Emotionen entwickeln, was bei unserem Format eine große Leistung ist.

TextArt: Ein Cliffhanger wird bei einer Soap an den Schluss gesetzt, damit der Zuschauer gespannt sein kann, wie es weiter geht….

„Wem es nur ums Geld geht, ist fehl am Platz!“

Imogen Nabel: Die Cliffs werden bei uns meistens schon beim Storylining entwickelt, die Drehbuchautoren prüfen und übernehmen oder setzen neue Cliffs, bei der Besprechung der Bücher mit der Redaktion werden dann manchmal die Cliffs nochmal verändert und gelegentlich haben wir sogar noch am Schneidetisch Szenen getauscht und neue Cliffs gesetzt. Im übrigen muss eigentlich jede einzelne Szene einen Cliff haben ...

TextArt: Was würden Sie jungen Autoren raten, die den Wunsch haben, Drehbücher zu schreiben?

Imogen Nabel: Vor allem sollte sich jeder junge Autor ganz ehrlich, genau und immer wieder die Frage stellen, was ihn motiviert: Ist es die Arbeit an sich? Warum Schreiben, warum Drehbuch und nicht Buch? Oder ist es die Aussicht auf angeblich hohe Gagen? Wem es nur ums Geld geht, der ist fehl am Platz! Denn richtig toll verdienen tun nur alte Hasen und talentierte Vielschreiber. Natürlich kann man auch mit Anrheiner-Drehbüchern ein gutes Auskommen haben, aber das bewegt sich in ganz normalen Rahmen und man muss schon einige Bücher schreiben, um nach Abzug der Steuern und der selbst zu tragenden Kosten wie Krankenversicherung etc. davon leben zu können. Das wird noch schwieriger, wenn man sich in den Kopf gesetzt hat, nur 90min-Stücke zu schreiben! Drehbuchautor zu sein, bedeutet einen ganz normalen Job zu haben. Nicht normal daran ist, dass ein Autor grundsätzlich viel seines eigenen Lebens und seiner eigenen Seele preisgibt und dass er im Normalfall ganz mutterseelenallein mit niemandem, mit dem er sich wirklich austauschen kann, vor seinem Computer sitzt und sich nur auf sich selbst verlassen kann. Bis dann der Auftrageber das Buch liest und bewertet. Dann muss ein Autor selbstkritisch sein und die Kritik anderer zulassen können, ganz wichtig!

TextArt: In der Serie „Die Anrheiner“ spielen 30 Schauspieler mit. Eine große Leistung, in einer solchen Serie den Überblick über sämtliche Figuren zu behalten …Und dann kommen noch die Gaststars dazu…

Imogen Nabel: Für die Anrheiner sind die Gaststars inzwischen aber nicht mehr so wichtig. Sie waren in der Anfangszeit für Presseevents von Bedeutung. Natürlich ist es nicht ganz einfach, bei dem Leben unserer Figuren den Überblick zu behalten. Aber in einem Veedel leben nun mal nicht nur zehn Leute. Wir haben Biografien, die ständig aktualisiert werden. Schwierig wird es eigentlich nur mit Figuren, die eingeführt werden, aber noch nicht auf dem Bildschirm präsent sind. Die werden von den Autoren manchmal „vergessen“, weil sie sie noch nicht gesehen haben.

TextArt: Gibt es eigentlich Rückmeldungen der Zuschauer? Welche Zielgruppe hat die Serie und wie reagieren Sie inhaltlich auf aktuelle Ereignisse?

„Wir steigern stabil die Quote“

Imogen Nabel: Unser Stammpublikum ist über 50 und darf das auch sein. Aber wir haben Zuschauer in allen Altersegmenten, so wie wir auch Figuren innerhalb der Serie in allen Alterssegmenten haben. Die einzige Vorgabe, die vor ein paar Jahren gemacht wurde, war der Wunsch, Frauen zwischen 29 und 49 Jahren mehr anzusprechen, was wir auch geschafft haben. Die Quote ist hier überwiegend zweistellig. Aktualität spielt bei uns eine Rolle, soweit wir sie einplanen können. Wir prüfen sehr genau, welche Termine in z.B. in Köln anstehen, bevor wir ins Storylining gehen. Von den Zuschauern kommen eigentlich recht selten Rückmeldungen bei uns an, die landen in der Redaktion oder bei den Schauspielern, mit den Autogrammwünschen.. Wer setzt sich schon heute hin und schreibt einen Brief? Aber wir haben einen Fanclub.

TextArt: Was gehört Ihrer Meinung nach zu einer richtig guten Serie? Kann man deren Erfolg schon vorher absehen?

Imogen Nabel: Ich habe ja, wie ich schon sagte, schon sehr viele Serien betreut, man kann mich getrost als Serienhasen bezeichnen. Alle Serien waren und sind erfolgreich, aber wenn ich so genau wüsste, was die Zuschauer sehen wollen und das vor allem von im Vorhinein, dann wäre ich vermutlich unglaublich reich und berühmt. Und was ist eine „gute Serie?“ Das sieht wahrscheinlich jeder Macher anders. Ich halte mich da an die Kriterien von einem Kollegen, mit dem ich lange zusammengearbeitet habe: Subjektive Qualität (ich persönlich finde sowohl Inhalt als auch Ausführung gut und dem Auftraggeber geht es genauso), objektive Qualität ( d.h. z. B. tolle Besetzung) gute Regie, gute Kamera, gute Ausstattung, etc. kurz: mit dem vorhandenen Etat wurde das bestmögliche gemacht, damit das Programm gut und hochwertig aussieht, Zuschauerakzeptanz, gute Bewertung in der Presse, gute Bewertung innerhalb der Branche. Wenn das alles zusammenkommt, finde ich etwas richtig „gut“.

TextArt: Wie sieht die Zukunft der Anrheiner aus?

Imogen Nabel: Inzwischen haben wir bundesweit eine Quote von einer Million Zuschauer. In NRW liegen wir im Marktanteil zwischen 10 und 12%. Und wir steigern stabil die Quote. Für 2005 gibt es bereits einen Vertrag und über die weitere Fortführung sind wir in Gesprächen.

TextArt: Ich danke Ihnen für das Interview.

Weitere Informationen:
www.anrheiner.de

 

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