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Presse + Hörfunk

 

Hörfunksendung WDR 5 März 2003 – Interview und Autorenlesung

„Weinen verboten“ – Die Journalistin Ursula Rumin berichtet über ihre Haftzeit in Workuta.

Nur noch wenige können sich heute noch daran erinnern, was sich vor 50 Jahren im Nachkriegsdeutschland abspielte: viele von ihnen verdrängen das, was die jüngere Generation heute erfahren will und soll. Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, nach dem die vier Siegermächte – USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich – die Oberste Regierungsgewalt übernommen hatten und die deutsche Bevölkerung sich um den Wiederaufbau kümmerte, häuften sich in Berlin Verhaftungen und Entführungen von Deutschen von West nach Ost. Die Russen holten sich fast wahllos, wer wichtig für sie war. Die meist zu hohen Haftstrafen Verurteilten wurden in die Strafregionen der Sowjetunion verschleppt oder kamen in die berüchtigten Haftanstalten der DDR.

Zu dieser Zeit – 1950 – arbeitet Ursula Rumin bei der DEFA, der ersten Filmproduktionsstätte in Ost-Berlin-Babelsberg. Bis 1945 lebte sie bei ihrer Familie in Schlesien, mit der sie von den Polen vertrieben wurde und in Westdeutschland eine neue Heimat fand. Nach dem Krieg arbeitete sie zunächst als Solotänzerin in Westdeutschland, wechselte dann nach West-Berlin, wo sie sich einen neuen Beruf aufbaute.

Die Arbeit bei der DEFA als Drehbuchautorin und die damit verbundenen Filmvorgaben, bringen sie allerdings in politische Schwierigkeiten. Sie wird von den Russen ins NKWD-Gefängnis nach Berlin Karlshorst verschleppt, wochenlang unter unmenschlichen Bedingungen verhört und als Spionin zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Ein Gefangenentransport bringt sie zusammen mit 26 deutschen Frauen, über Moskau in ein Strafarbeitslager nach Workuta, das im Polargebiet im Norden Russlands liegt. Als politischer Häftling verbringt sie unter schlimmsten Lebensbedingungen und bei Temperaturen zwischen minus 60 und plus 40 Grad ihre Haftzeit.

Mit einem der ersten Heimkehrertransporte kommt Ursula Rumin 1954 nach West-Berlin zurück. Sie heiratet dort und arbeitete bei Film, Funk und Presse. Obwohl sie sich mit Arbeit zuschüttet, kann sie nicht vergessen, was sie erlebt hat. Sie beginnt, ihre quälenden Gedanken aufzuschreiben.

Durch den Mauerbau 1962 zieht sie nach Köln, findet Beschäftigung beim WDR, arbeitet als Redakteurin bei der Deutschen Welle und bringt bei TransTel, dem Fernsehbereich des Senders, das erste Frauen-Magazin für die Entwicklungsländer heraus.

Nun, nach 50 Jahren, hat sie ihre Aufzeichnungen von damals als Buch herausgebracht, sie gab ihm den Titel „Weinen verboten“, in Erinnerung dieser Worte, die seinerzeit ein russischer Wachposten im Ost-Berliner Gefängnis zu ihr sagte. Es gibt Aufschluss darüber, was damals passiert ist, ohne Hass und ohne Anklage….



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